„Đakovački vezovi (Stickereien aus Đakovo) sind wahrlich die Stickereien des Volkes“, schrieb der Schriftsteller Matko Peić: „Der Mensch aus dem Gebiet von Đakovo lebt wie kaum ein anderer in Kroatien ethisch und organisch unter seinesgleichen, unter seinen Nächsten, so wie der Wollfaden ästhetisch und organisch in der Stickarbeit lebt. Man muss sie im Laufe des Jahres besuchen und sehen, wie sie pflügen, säen, ernten, wie sie auf Hochzeiten singen, wie sie auf Begräbnissen neben dem Verstorbenen einhergehen. Immer: Wie Teppichnähte aneinandergereiht! Die traditionelle Tracht entfaltet ihre wahre Schönheit, um nicht zu sagen: ihren vollen Sinn, wenn die Museumspuppe sie ablegt und der lebendige Tagelöhner auf dem Lande sie anzieht. Erst wenn das Trachtenkleid (Rubina) sich an zwei schöne Frauenschenkel schmiegt und in Falten legt, erst dann wird man gewahr, was es bedeutet, wenn man sagt, dass das Trachtenkleid „gefaltet“ ist. Man muss die lebendigen Brüste, Hüften und Rücken gesehen haben, auf welche mit goldenen Nähten Ornamente gestickt sind: die Ähre, die Pfauenfeder und das Eichenblatt! Wenn man die Festzüge in Volkstrachten sieht, befällt einen das Gefühl, als hielten Wiesen Einzug in die Stadt, als hielten Wälder in der Stadt Đakovo ihre Parade ab. Und als ob nicht Jünglinge und Mädchen vorbeigingen, sondern der knospenreiche Wildrosenstrauch und die junge Pflaume in voller Blüte...“
Aus der Geschichte
Das Folklorefest „Đakovački vezovi“ ist ein unverwechselbares Symbol der Stadt Đakovo. Obwohl es erst seit 1967 veranstaltet wird, so gewinnt man doch den Eindruck, als hielte man es schon seit Jahrhunderten ab. Das erste Folklorefest „Đakovački vezovi“ fand am 2. und 3. Juli 1967 unter der Leitung von Dr. Zvonimir Benčević statt, als eine spezifische kulturtouristische Veranstaltung zu Anlass des Internationalen Jahres des Fremdenverkehrs, welche die Bezeichnung „Đakovački vezovi – Festspiele von Slawonien und der Baranja“ trug. Die Veranstaltung hatte Erfolg und man beschloss, sie zu einer Tradition auszuweiten.
Vezovi heute
Alljährlich versammeln sich Tausende von Teilnehmern aus allen Gebieten Kroatiens, aber auch aus dem Ausland, wo die Besucher in der Schönheit traditioneller Gebräuche, Trachten, Gesänge, Tänze, Handarbeiten und gastronomischer Spezialitäten schwelgen können. Unter den attraktiven Vorstellungen anlässlich der „Vezovi“ ragen der festliche Umzug aller Teilnehmer, die Eröffnungs- und Abschlussprogramme, die Wettbewerbe hoch zu Ross und der Umzug der Hochzeitsgespanne und Reiter sowie die gastronomischen und Musikprogramme hervor. Diese Veranstaltungen entstanden aus und beruhen auf der außerordentlich ausgeprägten Fürsorge für das traditionsreiche Erbe in Đakovo; die Stadt ist in vielerlei Hinsicht eines der bedeutendsten Zentren der kroatischen Folklore. Die Pflege des traditionellen Erbes ist in Đakovo buchstäblich eines der kulturellen Imperative. Dies sah man vor allem zu Zeiten des Bischofs Strossmayer, als die Sammler des volkstümlichen Schatzes Josip Lovretić, Milko Cepelić, Matija Pavić, Ferdo Filipović, Ilija Okrugić, Nikola Tordinac... aktiv waren. Strossmayer selbst besaß ebenfalls „zahlreiche Gegenstände des traditionellen Handwerks, so zum Beispiel Exemplare von Volkstrachten sowie verschiedenste traditionelle Webarbeiten und Stickereien“.
Kulturerbe in Chatedral
Die positive Einstellung gegenüber der Tradition erkennt man auch in der Kathedrale von Đakovo, so dass man beispielsweise auf dem Fresko „Jesu Anbetung der Könige und Hirten“ (L. Seitz, 1878) einen Kroaten in Volkstracht, eine Slawonierin in dem traditionellen gestickten Trachtenkleid (vezenka) aus Budrovci, sowie in Trachten gekleidete Bauern und Hirten entdecken kann. Der Fußboden der Kathedrale ist derart gestaltet, dass er „Erzeugnisse volkstümlicher Handwerksarbeit" nachahmt. Ebenfalls kann man an der Fassade der Kathedrale Elemente volkstümlicher Handarbeiten erkennen.
Anerkennung auf globaler Ebene
Die UNESCO nahm auch die Ljelje (mit Schwertern bewaffnete, als Königinnen auftretende Mädchen aus Gorjani) in ihre Liste des Weltkulturerbes auf, die ein Symbol der „Vezovi" sind, sowie den slawonischen Bećarac (eine humorvolle Form von Volkslied), der während der – goldenen – „Đakovački vezovi" so harmonisch in den Gassen von Đakovo widerhallt, da sie während der Ernte des slawonischen Goldes – des Weizens – abgehalten werden. Sie sind golden, weil die Goldstickerei auf den schönsten Volkstrachten der Welt das Symbol von Đakovo und des Gebiets von Đakovo ist!